St. Jacobus-Schule
St. Jacobus-Schule

Der nachfolgende Text ist im Wesentlichen entnommen aus der Jubiläumsschrift zum 300-jährigen Bestehen unserer Schule: St. Jacobus - Schule Breckerfeld (Hrsg.): „Werden, wachsen, wirken”, Gummersbach 1985, S. 11-22 Autor: Hans-R. Bauckloh

Die St. Jacobus-Schule - eine Schule mit mehr als 325-jähriger Tradition


Die Rektoratsschule - eine kirchliche Einrichtung unter geistlichen und weltlichen Rektoren (1685 - 1881)

Zu einer Zeit, als Grimmelshausens „Simplicius Simplizissimus”, ein großartiges und erschütterndes Zeitbild des 30-jährigen Krieges, erschienen war (1669) und die Gemüter bewegte, als der Vertreter der „Zweiten Schlesischen Dichterschule”, Daniel Caspar von Lichtenstein, vier Jahre später seinen umfangreichen Roman, der, noch unvollendet, damals bereits 4000 Seiten stark, „Arminius und Thusnelda” veröffentlichen ließ, als die „Heilige Liga” zum Kampf gegen die Türken angetreten war, um Wien aus der Belagerung zu befreien, im gleichen Jahre, als Jacob II. versuchte, in England die unumschränkte Königsmacht und den Katholizismus wieder herzustellen, im Jahre 1685, in dem Ludwig XIV. das „Edikt von Nantes” aufhob und Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, in echter Toleranz die Grenzen seines Landes durch das „Edikt von Potsdam” für die hugenottischen Emigranten öffnete, in diesem Jahre 1685 erhielt im Kurfürstentum Brandenburg- Preußen, in der dazugehörenden Grafschaft Mark, die Marien-Vikarie der Hansestadt Breckerfeld ein Rektorat, und damit beginnt die historisch nachweisbare Geschichte unserer Schule. Die Hauptaufgabe des damaligen Vikars Kaspar Büren war es, die „sogenannte lateinische Schule, welche damals ziemlich berühmt war und von vielen fremden Schülern, sogar aus dem Bergischen und dem Schwarzenburgischen, besucht wurde, zu leiten.” Das Gründungsjahr unserer Schule als Rektoratsschule unter geistlichem Rektorat steht damit fest. In seiner mehrbändigen „Westphälischen Geschichte” bezeugt der Historiker Johann Diederich von Steinen (1699-1759) über Breckerfeld: „Wegen der Schulanstalten ist zu merken, dass bei den Lutherischen der Vikar oder dritte Prediger zugleich als Rektor bestellt wird und in der lateinischen und anderen unteren zur Gelehrsamkeit führenden Wissenschaften die Jugend unterrichten muß.” Die weiteren wenigen Mitteilungen über die älteste Zeit der Schule beschränken sich im Wesentlichen auf ein paar Personennamen und Daten. Was wissen wir nun von der „sogenannten” lateinischen Schule? Es ist gar nicht so einfach, die Geschichte unserer Schule aus den wenigen vorhandenen Quellen zusammenzustellen, besonders, weil sie vor dem Jubiläumsjahr 1685 nur kaum oder spärlich fließen. Anton Meier, katholischer Pfarrer und Chronist des „Amtes Breckerfeld”, schreibt in seinem Urkundenbuch dazu folgendes: „Kirche und Schule gehören zusammen. Diese ist eine Tochter jener. Dort, wo der Same des christlichen Glaubens Wurzel geschlagen hatte, entstanden auch bald Anstalten für den Unterricht der Jugend. Der Geistliche war zugleich Lehrer. In späterer Zeit war die Fürsorge der Kirche für die Unterweisung der Jugend nicht weniger groß. Es entwickelten sich bald Pfarr- oder Kirchspielschulen. Über Schul- anstalten in der Gemeinde Breckerfeld vor und nach der Reformation bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts ist auch nicht die leiseste Urkunde auf uns gekommen. Daraus darf aber keineswegs ohne weiteres geschlossen werden, daß solche hier nicht vorhanden waren. Das rege gewerbliche Leben und der weitreichende Stahlhandel machen es vielmehr wahrscheinlich, daß der Schulunterricht nicht vernachlässigt wurde. Hier werden, wie an anderen Ortschaften der Grafschaft Mark, die Vikare denselben besorgt haben. So berichten Bädeker-Heppe in ihrer ,Geschichte der evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark’, daß die ,Hauptfunktionen’ des Vikars in Lüdenscheid, Herscheid und Kierspe, wie früher (d.h. vor der Reformation) darin bestand, daß er Schule hielt.” Es ist historisch erwiesen, dass die Patrizier der alten Hansestädte früh erkannten, dass eine gute Ausbildung auch den geschäftlichen Fähigkeiten ihrer Söhne nützte. So trat seit dem Spätmittelalter der Rat der Städte, in dem der Kaufmannsstand maßgeblich vertreten war, als Schulgründer und Schulträger auf. Daneben blieben die Pfarr- und Klosterschulen bestehen, die vor allem Kinder von Kleinbürgern, Handwerkern und Bauern besuchten. Man darf also wohl als sicher annehmen, dass bei der Bedeutung der Stahlindustrie für Breckerfeld auch hier eine Ausbildungsstätte bestanden haben muss, die vor allem unsere Kaufleute, die als Vertreter der Stahlschmieden von den Niederlanden über den Londoner Stahlhof bis nach Bergen und Nowgorod reisten, mit dem nötigen Wissen ausstattete. Ebenso natürlich erscheint es, dass sich der Klerus besonders auch der Betreuung jener Schüler widmete, die ausgewählt waren, ein Amt in der Kirche zu übernehmen. Im Matrikelbuch der Universität Köln finden sich bereits im 15. Jahrhundert die Namen von Breckerfelder Studenten, die wahrscheinlich in ihrer Heimatstadt ihre wissenschaftliche Grundausbildung erhielten. Es liegt also nahe, mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass die 1685 gegründete Rektoratschule die Fortführung bzw. das Wiederaufleben einer alten Lateinschule darstellt. Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass ein Chronist unserer Schulchronik, der ehemalige Rektor Falke, anlässlich seiner Verabschiedung aus dem Schuldienst am 19.03.1932 in einem Überblick über die Entwicklung der Schule feststellte, dass die Breckerfelder Bildungsanstalt auf eine Geschichte von etwa 500 Jahren zurückblicken könne. Laut Urkunde habe im Jahre 1406 ein Breckerfelder Bürger „Gerwin van Aldenbreckelvelde” ... zu seinem, seiner Eltern, Großeltern und Wohltäter Seelenheile” der Gemeinde seine Güter zur Unterhaltung der Schule vermacht. Über diese älteste Zeit der Schule ist nur Weniges überliefert, bekannt sind im Wesentlichen Personennamen und Daten der Schulleiter bzw. Rektoren. Dem bereits anfangs erwähnten ersten Rektor, der 20 Jahre das Rektorat verwaltete (1685- 1705), folgten Johann Goes (1705-1711), Johann Peter Büren, ein Sohn des ersten Rektors (1711-1727), Johann Christoph Seher (1728-1738), Johann Christoph Bölling, ein Breckerfelder (1738-1754), Caspar Matthias vom Berge aus Halver (1755-1764), Johann Julius Gottfried Stockmann aus Schwelm (1764-1792), dem die Breckerfelder Kirchenräte den Vorwurf gemacht hatten, dass er die Schule „arg vernachlässigt” habe, dass die Schülerzahl während seiner Amtszeit auf vier gesunken sei und er diese vier Kinder „nicht in der ordentlichen lateinischen Schule, so in dem Vikarienhause befindlich”, sondern im Kontor des Luckemeyschen Hauses, das er durch seine Frau erworben hatte, unterrichtet habe. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm Schröder (1793-1804), schließt die Reihe der geistlichen Rektoren ab. In einer Eingabe vom Jahre 1800 berichtet der Bürger- meister Goebel, „der Vikar Schröder, der eigentlich Rektor sei, habe wegen der in Hagen und Lüdenscheid befindlichen lateinischen Schulen keine solche im Gange.” Durch Kabinettsorder vom 27. November 1800 bestimmt der preußische König, „daß bei entstehender Vakanz in Breckerfeld die dritte Predigerstelle daselbst eingezogen, mit den Einkünften derselben die dortige Schule in einen besseren Zustand gesetzt und die geringen Einnahmen der beiden Prediger vermehrt werden sollten.” Dieser Fall trat gegen Ende des Jahres 1804 ein: Die beiden amtierenden Pfarrer starben kurz nacheinander. Rektor Schröder wurde zum ersten Prediger gewählt und die Vikariestelle am 24. Januar 1805 durch die Königliche Kriegs- und Domänenkammer in Hamm aufgehoben. Rektor Wettengel (1805-1812), der erste weltliche Rektor, übrigens ein Zögling der Schulpforta, flößte der alten Schule nach Jahren der Erstarrung wieder neues Leben ein und die stark gesunkene Schülerzahl stieg wieder auf 25 bis 30 Schüler an. Er unterrichtete „als erster Lehrer der Bürgerschule die Jugend in den Sprachen und in allgemeinnützigen Wissenschaften als in höherer Redekunst und Mathematik, Natur- lehre und Naturgeschichte, Geschichte, Erdbeschreibung, Technologie und Zeichnen, praktischen Religionslehren, Moral und was sonst Gegenstand des Unterrichts an einer gemeinnützigen Bürgerschule sein kann...” Ihm folgte Friedrich Wilhelm Langenbach (1814-1836) „vom Reichenbachschen Institut in Voerde”, dann August Wilhelm Schönenberg (1836-1846). Ihm wurde übrigens in seiner Berufungsurkunde als Rektor neben der Verwaltung der Rektorat- schule die Auflage gemacht, „als dritter Pfarrer der vereinigten Gemeinden mit Sitz und Stimme im Presbyterium alle vier Wochen abwechselnd im Früh- und Hauptgottesdienst zu predigen.” Der letzte weltliche Rektor ist Carl Friedrich Kretschmar (1846-1879). Zu seiner Zeit erreichte die Schule die höchste Schülerzahl; im Jahre 1868/69 waren es 56 Schüler. Auch ist überliefert, dass zu seiner Zeit etwa 20 Schüler für die Untersekunda und einige sogar für die Obersekunda eines Gymnasiums bzw. Realgymnasiums vorbereitet worden sind.

Die evangelische Gemeinderektoratsschule als Einrichtung der politischen Gemeinde mit evangelisch-stiftischem Charakter (1881-1939)

Eine neue Entwicklung der Schule wurde eingeleitet durch das „Statut vom 14. Februar 1881”, das nach langen Verhandlungen zwischen Presbyterium und der Ge- meindevertretung verabschiedet worden war. Seit dieser Zeit ist die Anstalt eine Einrichtung der politischen Gemeinde mit evangelisch-stiftischem Charakter, das heißt: „Die gedachte Schule soll nach einer vorzunehmenden Reorganisation eine evangelische sein, der Art, daß die Lehrer- stellen an derselben nur mit Fachmännern besetzt werden sollen, welche der evangelischen Religion angehören.” Diese Voraussetzung galt nicht für die Schüler. In erster Linie ist die Schule für die Kinder der Stadt- und Landgemeinde Breckerfeld bestimmt, auswärtige sind jedoch nicht ausgeschlossen, soweit Lehrkräfte und Schulräumlichkeiten es möglich machen. Sie hat die Aufgabe, teils diejenigen Schüler, die nach ihrem Austritt aus der Schule „unmittelbar in das gewerbliche Leben übertreten, für dieses durch eine höhere Ausbildung, als die Elementarschule gewähren kann, zu befähigen, teils diejenigen, die später zu einer höheren Lehranstalt übergehen wollen, für deren mittlere Klasse – Obertertia – vorzubereiten.” Sie steht unter der Oberaufsicht der Staatsregierung und ist den von der Staats- regierung für öffentliche Lehranstalten erlassenen oder noch zu erlassenden Gesetzen und Verordnungen unterworfen. Ihre Verwaltung wird von einem Kuratorium geführt, das aus drei ständigen und fünf wechselnden Mitgliedern besteht. Erstere sind der Amtmann (Vorsitzender in äußeren Angelegenheiten), der erste evangeli- sche Pfarrer (Vorsitzender in inneren Angelegenheiten) und der Rektor mit nur bera- tender Stimme. Die wechselnden Mitglieder gehören je zur Hälfte dem Presbyterium und der Gemeindevertretung an. Folgende Unterrichtsfächer werden als Pflichtunterricht erteilt: Religion, Deutsch, Französisch, Englisch, Rechnen, Mathematik, Geographie, Geschichte, Natur- beschreibung, Physik, Gesang und Turnen. Latein wird auf Wunsch der Eltern vom Rektor gegen ein Schulgeld von jährlich 20 Mark außerhalb der normalen Lehrstunden unterrichtet. Das allgemeine Schulgeld schwankt zwischen 30 und 100 Mark jährlich und wird nach den Stufen der Einkommensteuer festgesetzt. Der Königliche Kreisschulinspektor Pfarrer Eduard Hellweg, einer der geistigen Väter des o.a. Status der neuen Schulorganisation und sein Amtsbruder Pfarrer Florin waren über vier Jahre als Lehrer an der Schule tätig, bis der neu gewählte Rektor Degelmann (April bis November 1883) seinen Dienst antrat. Ihm folgten Rektor Carstens 1883-1888) und Rektor Emil Bugge (1888-1890). Die Zusammenarbeit der Geistlichen mit diesem Rektor war wenig „ersprießlich” und „sie kündigten ihren Unterricht.” Welcher Art die Gegensätze waren, ist aus den Akten nicht ersichtlich; von einem Chronisten wird allerdings angedeutet, dass diese Gegensätze schwerwiegender Natur waren „und nicht von der Person des Rektors zu lösen sind.” Nach der etwas überraschenden Entlassung Bugges wurde Rektor Karl Witt (1890- 1899) mit der neuen Leitung beauftragt. Doch weder ihm noch seinem Nachfolger, Rektor Friedrich Osthaus (1899-1904), war es gelungen, die schwankenden Schüler- zahlen zu stabilisieren. Sie sanken von der einstmals stattlichen Höhe unter Rektor Kretschmar auf 17, 10, ja schließlich auf 3 Schüler herab. Die Ursachen wurden z.T. in der „konservativen Haltung und der verfehlten Sparpolitik des Kuratoriums” gesehen. Dem Einsatz und der Tatkraft des Nachfolgers, Rektor Rudolf Falke (1909-1932), ist es zu verdanken, dass das Vertrauen zur Rektoratschule wieder wuchs, dass die Schülerzahl sich verzehnfachte auf 30 Schüler und auch für die folgende Zeit konstant blieb. Aufgrund einer Verfügung des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums in Münster vom 3. August 1911 wurde die Rektoratschule Breckerfeld dem Gevelsberger Realgymnasium angeschlossen. Das hatte den Vorteil, dass an die Stelle der Aufnahmeprüfung für die weiterführenden Gymnasien jetzt eine Abschlussprüfung an der eigenen Schule trat, die zum Besuch der höheren Schule berechtigte. Dazu war erforderlich, dass dem Direktor der Aufnahmeanstalt, der als Beauftragter des Schulkollegiums die Abschlussprüfung leitete, die schultechnische Aufsicht über die Abschlussprüfung übertragen wurde. Während des Ersten Weltkrieges konnte Rektor Falke an der Schule weiterarbeiten; die Schülerzahlen näherten sich gegen Ende des Krieges wieder der 50 und er erreichte 1922 endgültig die Errichtung einer zweiten Klasse, denn in den folgenden Jahren stieg die Zahl der Schüler bis auf 65. Am 1. Mai 1932 übernahm Rektor Paul Hörich (1932-1939) die Schulleitung. In seine Amtszeit fiel das 250-jährige Schuljubiläum, das 1935 festlich begangen wurde; in seine Amtszeit fällt allerdings auch der Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 1. Juli 1938, nach dem das mittlere Schul- wesen neu gegliedert werden sollte. Das bedeutete für die „altehrwürdige Rektorat- schule” das Ende, denn als „Mischformen” waren sämtliche Rektoratschulen aufzu- lösen oder umzuwandeln. Zuerst wurde versucht, die Schule als Zubringerschule gemäß den neuen Richtlinien des Ministeriums weiterzuführen. Darum fanden Besprechungen mit Oberschulrat Goldmann vom Schulkollegium Münster, mit Regierungsdirektor Matthäus in Arnsberg und mit Oberstudiendirektor Dr. Krüper vom Realgymnasium Hagen statt. Das Ergebnis war im Hinblick auf die große finanzielle Belastung der Gemeinde in diesem Falle negativ. Sodann wurde unter Assistenz von Kreisschulrat Scholz „die andere Möglichkeit erörtert, eine Mittelschule zu begründen, die in drei Klassen zu je zwei Jahrgängen das Lehrziel dieser Schule zu erreichen hatte. Zugleich wurden auch Vorkehrungen für einzelne Schüler, die ihnen den Übergang zur höheren Schule ermöglichte, getroffen.” Dieser Vorschlag fand bei der Arnsberger Regierung keine Gegenliebe, sodass es um die Sache der Schule äußerst bedenklich stand. Hinzu kam noch, dass die Nachbarstadt Voerde sich zur gleichen Zeit bemühte, ihre Rektoratschule ebenfalls in eine Mittelschule umzuwandeln. Die Regierung versagte jedoch diesem Projekt die Zustimmung, sodass neue Hoffnungen aufkamen. Schließlich ließen sich die Gemeinde und die Vertreter der Schulen durch nichts beirren, für die Sache der „Mittelschule” in Elternversammlungen in der Stadt, in Branten, Kotten und Delle aufklärend zu wirken und gleichzeitig dafür zu werben. Der Erfolg blieb auch nicht aus. Nachdem eine stattliche Anzahl von voraussichtlichen Meldungen eingegangen war, nachdem ferner die probeweise Aufstellung eines Haushaltsplanes für die zu errichtende Mittelschule ergeben hatte, dass die Belastung der Gemeinde sich in tragbaren Grenzen halten werde, sprach der Bürgermeister bei den beteiligten Aufsichtsinstanzen persönlich vor, um dem schriftlichen Antrag der Gemeinde mehr Nachdruck zu verleihen. Er reiste nach Berlin und konnte im Reichserziehungsministerium nach langwierigen Verhandlungen mit dem Referenten für das deutsche Mittelschulwesen endlich die Genehmi- gung für die einzurichtende Mittelschule erreichen.

Die Amtsmittelschule (1939-1961)

Am 18. April des Jahres 1939 nahm die nun neu entstandene Amtsmittelschule ihre Tätigkeit auf; zunächst unter der Leitung von Hauptlehrer Robert Rutenbeck, der ein Jahr später, am 8. April 1940, von Rektor Otto Geise (1940-1960) abgelöst wurde. Nach anfangs zufriedenstellenden Verhältnissen in den ersten Kriegsjahren wurde die Schul- und Unterrichtsarbeit doch in zunehmendem Maße gestört. Die Schulchronik berichtete von unliebsamen Unterbrechungen des Unterrichts durch die während des Krieges üblichen Sammelaktionen und leider auch über die Tatsache, dass ab Ende 1943, Anfang 1944 eine Anzahl Schüler der Oberklassen als Luftwaffenhelfer zur Flak einberufen wurde, in den Flakstellungen in Hagen und Umgebung Kriegsdienst leisten musste und daneben noch von eigens dafür abgestellten Lehrkräften in wichtigen Fächern unterrichtet wurde. Ende des Jahres 1944 kam der Schulbetrieb schließlich völlig zum Erliegen. Mit dem 20. Juni 1946 ging nach kriegsbedingter Unterbrechung die Unterrichtsarbeit wieder weiter. Weil das alte Gebäude der Rektoratschule in der Hochstraße durch Kriegseinwirkung in den letzten Kriegsmonaten stark beschädigt war und etwa 100 Schüler untergebracht werden mussten, zog die Schule in das alte Gebäude der Volksschule in der Schulstraße. Hier wurde unter primitiven Verhältnissen mit dem alten Mobiliar und Unterrichtsmaterial gearbeitet, wegen Raummangel in Schichtunterricht, bis dann später ein weiterer Klassenraum im Organistenhaus an der Schulstraße dazu kam und schließlich der Raum für die sechste Klasse im inzwischen wieder restaurierten alten Gebäude der Rektoratschule in der Hochstraße. Dieses Provisiorium dauerte bis zum Schulneubau 1965. Der Status unserer Schule war inzwischen umgewandelt worden, und zwar trat an die Stelle der bisherigen Amtsmittelschule 1948 die Gemeindemittelschule Breckerfeld. Seit dem 4. September 1950 übernahm der nach dem Krieg vom Dienst suspendierte und inzwischen entnazifizierte Mittelschulrektor Geise wieder die Schulleitung bis zu seiner Pensionierung am Ende des Schuljahres 1959/60. Angesichts der angeführten Raumprobleme der Schule und der langsam, aber ständig wachsenden Schülerzahlen wurde bald die Frage eines neuen Schulgebäudes in „mittelschulfreundlichen” Kreisen diskutiert und die Errichtung eines modernen Schulgebäudes für unbedingt erforderlich gehalten. Akut wurde das Neubauproblem am 30. Dezember 1955, als die Bezirksregierung in Arnsberg in einem Schreiben mitteilte: „Das Gebäude ist in sehr schlechtem Bauzustand und für einen Schul- betrieb überhaupt nicht geeignet. Ich muß eine Schließung der Realschule erwägen, falls es nicht in absehbarer Zeit zu einer Verbesserung der Verhältnisse kommt.” Darauf folgte die Erwiderung der Amtsverwaltung: „Durch Neubau der Volksschulen ,Im Dahl’ und ,Kotten’ und durch den bevorstehenden Volksschulanbau in Breckerfeld ist die Leistungsfähigkeit der Gemeinde z. Zt. erschöpft. Dem Realschulneubau soll 1957 nähergetreten werden.” Interessant dazu ist dann noch ein Protokollauszug aus einer Kuratoriumssitzung vom 8. März 1956, in dem es heißt: „Das Kuratorium nahm Kenntnis von der Forderung des Regierungspräsidenten auf Errichtung eines Realschulneubaues in Breckerfeld. Dem Neubauvorhaben soll möglichst im Jahre 1957 nahegetreten werden.” Was die Schüler über das alte Schulgebäude sagten, wie sie in den alten Mauern gelebt, gelernt und gearbeitet haben und was ihnen die „alte Schule” bedeutet hat, mögen zwei Schülerarbeiten - eine davon in gekürzter Form - stellvertretend für viele andere veranschaulichen. Sie stammen aus der Feder zweier Jungen, die von 1958- 1964 die Realschule besucht haben. „Gedanken an unsere alte Schule Breckerfeld! Wenn ich diesen Namen höre, so werde ich erinnert an unsere alte Schule. Sie, dieses alte, ehrwürdige, aus groben Bruchsteinquadern bestehende Gebäude, verkörpert Eindrücke und Geschehnisse, Gedanken an freudige und ernste Tage. Sie ist ein Symbol, diese alte Schule, die Generationen überlebte, die Jahr- zehnte, ja Jahrhunderte an sich vorüberziehen sah. Aber was hilft es, wir leben im 20. Jahrhundert. Unsere Zeit ist schnellebig, das eine überholt das andere, und so muß auch dieses alte Gebäude weichen. Mit der Begründung: es entspricht einfach nicht mehr den Anforderungen, entsteht eben 200 Meter weiter eine neue Schule. Schöner, luftiger und bequemer wird dieser Komplex ohne Zweifel werden, doch etwas wird sich in ein Nichts auflösen, wenn das alte Bruchsteinhaus in der Schulstraße verwaist. Es ist das Persönliche, vielleicht das etwas Geborgene, das dieses alte Haus ausstrahlt. Gerade diese Beengtheit, die eigentlich nur Not und Ärger hervorruft, fördert dieses, in der heutigen Zeit so seltene Etwas. Es läßt Lehrer und Schüler zu einer großen Familie verschmelzen. Man spürt diesen Zustand besonders, wenn man vorher andere, moderne Schulen, bei denen Platz und Ausstattung keine Rolle spielen, besucht hat; denn die Not an Raum und Einrichtung fordert dieses Aufeinanderangewiesensein. Doch darf man darüber hinaus die vielen Mißstände nicht übersehen. Angefangen mit der vollkommen unzureichenden Lichtanlage, die durch ihr Ausfallen immer wieder Störungen im Unterricht hervorruft, bis zur mangelhaften Beheizung der Räume mit geradezu vorsintflutlichen Kaminen und Kanonenöfen, sind diese Zu- stände auf die Dauer doch wirklich untragbar. Auch die sonstige Ausstattung der Klassenräume läßt sehr zu wünschen übrig. Das Mobiliar besteht aus einer Typenzusammenstellung der Möbelindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts; aber es hat sich gezeigt, daß man auf altdeutschen Bauerstühlen genausogut die Brüche und den Pythagoras verarbeitet wie auf den modernsten Schulmöbeln; denn in unserer Schule ist die Tradition eben Trumpf. Aber wenn man über die zweifellos vorhandenen Mängel lästert, kritisiert, man fühlt sich doch diesem alten Bruchsteinhaus verbunden; und man hat es gern, wenn man es auch nicht offen zugeben will. Man ist ihm vertraut, und ich glaube, es würde manchen schmerzlich berühren, wenn diese alte Schule, die doch eigentlich mit der Kirche ‚das Herz von Breckerfeld’ bildet, zerstört würde. Denn dieses Haus ist der Mittelpunkt, der uns immer wieder an unsere Schulzeit erinnern wird. In ihr, unserer alten Schule, lernten wir Schiller und Goethe, Aristoteles und Platon kennen. Uns wurde Deutsch und Englisch, Erdkunde, Mathematik und vieles andere gelehrt, und wir verdanken es unseren Lehrern und unserer alten Schule. Sie hat zugehört und zugesehen, wie wir älter wurden, wie wir eine Klasse nach der anderen hinter uns brachten, und sie wird in diesem Jahr das letzte Mal in ihrer langen Tradition zusehen, wie junge Menschen, die sich dann der harten Wirklichkeit des Lebens gegenüber sehen, Abschied von ihr nehmen werden. Sie, ‚unsere alte Schule’, wird weiterleben in unseren Gedanken und Erinnerungen, so wie sie seit Jahrhunderten in den Gedanken der vielen Generationen vor uns weiterlebt.” (Hans-Joachim Friedrichkeit) Unsere alte Schule „Da steht sie nun, die altehrwürdige St. Jacobus-Realschule, im Schatten der noch altehrwürdigeren Jakobus-Kirche! Es fällt schwer, in dem unscheinbaren Gebäude eine Schule zu vermuten, unterscheidet sie sich doch nur unwesentlich von den Nachbarhäusern. Nur die Gesprächsfetzen, die sich manchmal durch ein geöffnetes Fenster stehlen, zeugen von der lebhaften Geistestätigkeit hinter den massigen Bruchsteinen des Mauerwerks. In ihrer Gründungszeit, dem ausgehenden 17. Jahrhundert, war die Schule in einem Haus in der Nähe des jetzigen Hauptgebäudes untergebracht. Auch heute, ca. 280 Jahre später, befindet sich noch eine Klasse darin; der Unterricht wird hier sozu- sagen auf historischem Boden abgehalten. Im Laufe der Zeit wuchs die Schülerzahl, so daß die vorhandenen Räume nicht mehr ausreichten. Aus diesem Grunde war man gezwungen, die Schule in noch zwei weiteren Gebäuden unterzubringen. Dabei blieb es bis heute! So war ein Neubau bitter nötig; aber es gingen noch einige Jahre ins Land, bevor alle Hürden der Bürokratie genommen waren. Und erst 1961, als die Schule in die Treuhänderschaft der Inneren Mission überging, wurde der Bau einer großzügigen Schulanlage realisiert. Die Zustände, unter denen Lehrer und Schüler zu arbeiten haben, können kaum noch als tragbar bezeichnet werden. Ein sehr naheliegendes Problem ist die akute Raumnot. So ist es kaum möglich, chemische oder physikalische Versuche durchzuführen. Auch der verhältnismäßig weite Weg zwischen den einzelnen Klassen wird als unangenehm empfunden und vermindert die Unterrichtszeit. Selten kann eine Schule eine solch große Typenanzahl an verschiedensten Einrich- tungsgegenständen aufweisen. - Da stehen Klappbänke aus Urgroßvaters Tagen neben küchentischähnlichen Produkten neuerer Zeit! Ebenfalls zeigen sich die Stühle in allen Variationen. - Von den Sitzmöbeln mittelalterlicher Bauernstuben bis zu den haltungsfördernden Stühlen bundesrepublikanischer Fertigung ist fast alles vorhanden, was die Designer an Formen erdachten. Glaubt man nun, daß die Schule einem Arsenal antiquarer Gegenstände gleicht, so tut man ihr sicherlich damit Unrecht! Gerade in den letzten Jahren wurden zahlreiche modernste Tafeln, Tische und Stühle angeschafft. Auch erfuhr manche Wand eine Erneuerung ihres tristen beigen Kalkkleides; und dort, wo lange Zeit kein Pinselstrich die Wand erreichte, deckte man darüber den Mantel des Schweigens, indem die angedunkelten Stellen pietätvoll mit Plakaten verdeckt wurden. Neben einem vorsintflutlichen Ungetüm von Ofen, dessen Rohr sich, einer Schlange gleich, dem Kamin entgegenwindet, bemerkt der aufmerksame Beschauer sofort die verzaubern- de Fülle eines Wandschmuckes. - Ein Gespann belgischer Kaltblüter muß schon seit Jahren eine Wand zieren; der schäbige Rahmen beweist es. Von graziler Eleganz ist ein ausgestopftes Rebhuhn, oder besser gesagt, war ein Rebhuhn, das nun mit ge- knickten Beinen, hängendem Schweif und gesenktem Haupt auf einem Pappfelsen sitzt, an dem auch der Zahn der Zeit genagt hat. Es läßt vermuten, daß dieses Federtier an diesem Platz nicht die letzte Ruhe gefunden hat. Wollte man nun alle Besonderheiten und Originalitäten anführen, so würde der Aufsatz die Form eines kleinen Buches annehmen. Aber trotzdem, oder sollte man vielleicht besser sagen, gerade deshalb lieben wir unsere Schule so sehr. Und mancher Schüler wird sich später, mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln, an die liebe, altmodische Schule erinnern.” Breckerfeld, den 28.2.1964 Detlef Hammerschmidt Die folgenden langwierigen Verhandlungen und Probleme um das neue Schulgebäu- de sollen hier nicht dargestellt werden; nur so viel sei hier kurz gesagt: Gespräche mit dem Landeskirchenamt in Bielefeld, das über die Bedingungen – das Statut von 1881 sollte in vollem Umfang auf die Realschule übertragen werden – zu entscheiden hatte, unter denen die evangelische Kirchengemeinde einen Bauplatz für die neue Realschule der Gemeinde Breckerfeld zur Verfügung stellen durfte, blieben erfolglos und wieder einmal schien damit die Existenz der Schule gefährdet. Da erklärte sich dann jedoch die Innere Mission des Kirchenkreises Hagen bereit, die Schule in ihre Trägerschaft zu übernehmen und auch den geforderten Schulneubau zu errichten. Ostern 1960 trat wegen Erreichung der Altersgrenze Direktor Otto Geise in den Ruhestand; ihm folgte in diese kritische Schulsituation hinein ab 1. April des gleichen Jahres der neue Schulleiter, Friedrich Recker (1960-1979). Obwohl die Innere Mission sich sofort um die Schaffung eines Neubaus bemühte, waren noch zahlreiche Schwierigkeiten zu überwinden, ehe der erste Spatenstich an der Wahnscheider Straße erfolgen konnte. Das Modell des neuen Gebäudes stand schon lange in Hagen bereit, aber erst im Herbst 1962 kletterte die erste „Raupe” auf das Baugelände, um die Voraussetzung für den Beginn der Bauarbeiten zu schaffen.

Die Realschule Breckerfeld in der Trägerschaft der Inneren Mission Hagen

Inzwischen hatte im April 1961 in einem feierlichen Festakt die Übernahme der Breckerfelder Realschule durch die Innere Mission Hagen stattgefunden. Hierzu einige Zeitungsauszüge: „ ‚Realschule Breckerfeld’ - der Name ist zunächst aus- gestanden, aber zum Glück nur der Name. Mit dem 1. April 1961 führt diese Schule einen anderen Namen: ‚St. Jacobus-Schule Breckerfeld / Private Realschule für Jungen und Mädchen der Inneren Mission im Kirchenkreis Hagen’. Aus den letzten Jahren sind die Diskussionen um diese alte Schule noch hinreichend bekannt. Diese Erörterungen in der Bevölkerung sind wieder aufgelebt. Doch, so scheint es uns, wird oftmals falsch diskutiert, falsch ausgemalt, falsch abgewogen. Ist im Laufe der rd. 276 Jahre, die diese Anstalt besteht, nicht oftmals der Name gewechselt worden? Aber noch immer besteht eine höhere Lehranstalt in Breckerfeld, noch immer können die Kinder aus der Stadt und aus dem weiten Hinterland eine höhere Schule besuchen, noch immer brauchen sie nicht den weiten und umständlichen Weg in eine der benachbarten Städte zurückzulegen.” Die formelle Übergabe fand im Martin-Luther-Haus in Breckerfeld statt. Neben dem Kollegium der Schule hatten sich die Mitglieder des Presbyteriums, Vertreter der politischen Gemeinde, der Inneren Mission Hagen und der Elternschaft eingefunden. „Unsere Schule hat für Breckerfeld und die Umgebung eine große Bedeutung”, sagte Altsuperintendent Steinsiek, „die hohe Zahl der Schüler beweist ihren guten Ruf. Die Schule hat deshalb die Verpflichtung, daß sie ihre Arbeit so tut, daß sie magnetisch wirkt, noch magnetischer als bisher.” Besonders lobende Worte hatte Superintendent Steinsiek für die Lehrerschaft der Schule. Die Innere Mission habe zwar die Schule übernommen. Dieser Wechsel der Trägerschaft bedeute aber keinen Wechsel des Lehrerkollegiums, denn fast das gesamte Kollegium sei in den Dienst des neuen Schulträgers übergetreten. „An dieser evangelischen Schule haben auch die Schüler anderer Konfessionen ihr volles Heimatrecht”, betonte der Superintendent. „Immer wieder spürte man die Freude, besonders aus den Worten von Direktor Recker, darüber, daß nun endlich eine Lösung des hartnäckigen Breckerfelder Schulproblems gefunden wurde. Die Übernahme durch die Innere Mission ist in der Tat ein Meilenstein in der Geschichte der Breckerfelder Schule.” In seiner Rede klang nochmals die Hoffnung an, dass das Neubauprojekt möglichst bald realisiert werden möge, denn gegenwärtig sei die Schule „nicht menschenwürdig” untergebracht. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, an die neue Schule ein Internat anzuschließen; denn angesichts des großen und herrlich am Rande der Stadt gelegenen Baugeländes, das die Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt hatte, und im Blick auf die zahlreichen auswärtigen Schüler erscheine dieses Vorhaben sinnvoll. Es wurde aber nicht realisiert. Ein strenger Winter verhinderte die Fortrührung der Bauarbeiten und erst am 25. April 1963 konnte die feierliche Grundsteinlegung stattfinden. Dazu berichtete der Chronist der Festschrift zur 280-Jahr-Feier: „Als sich unsere Schüler zusammen mit dem Lehrerkollegium und einer großen Zahl geladener Ehrengäste auf dem Gelände der neuen Schule versammelten, lag ein dichter Nebelschleier über den Höhen des Sauerlandes. Klar sichtbar jedoch ragten die weißen Grundmauern empor, auf denen später die Obergeschosse des Neubaus ruhen sollten. Man durfte dieses Bild gleichsam als Symbol der Schulgeschichte in den letzten Jahrhunderten ansprechen. Nach- dem für lange Zeit der Schleier der Ungewißheit über dem Neubau unserer Schule lag, trat nun das Grundgemäuer deutlich aus dem Dunkel seiner Verhüllung heraus und bewies auch dem letzten Skeptiker, daß für die St. Jacobus-Realschule eine neue Epoche begonnen hatte.” Die Erinnerungsurkunde an die Grundsteinlegung wurde in einen Kupferzylinder eingelegt und von Superintendent Rehling in die Wand eingelassen, die heute einen Teil der Pausenhalle bildet. Die Zahl „1963”, in Stein gemeißelt, verrät jedem Schul- besucher den Standort der Urkunde. Schnell wuchsen dann die Mauern der drei Trakte in die Höhe, im Herbst fand das Richtfest statt und im Frühjahr 1965 konnte endlich das neue Schulgebäude bezogen werden. Verbunden damit war ein Festakt aus Anlass des 280-jährigen Bestehens der ehemaligen Rektoratschule, der jetzigen St. Jacobus-Realschule. Der Schulleiter, der gleichzeitig auch Gemeindebürgermeister war, sagte in seinem Grußwort: „Die 280. Wiederkehr der Gründung der Schule ist ein denkwürdiges Ereignis. Sie beleuchtet nicht nur den fortschrittlichen Geist eines aufgeschlossenen Bürgertums gegen Ende des 17. Jahrhunderts, sondern spricht zugleich auch von der Zähigkeit, mit der im Zusammenwirken von verantwortungsbewußten Bürgern der kleinen Stadtgemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde eine weiterführende Aus- bildungsstätte geschaffen und erhalten wurde, die jedem Lernwilligen offensteht. Viele Lehrer haben in dieser Schule gelehrt, viele Generationen sind durch sie geprägt worden – der Geist und die Atmosphäre einer kleinen Gemeinde wurden von dieser Schule mitgeformt. Die Erinnerung an die Vergangenheit der Schule bedeutet Verpflichtung für die Gegenwart. Nicht in einseitiger Zweckgerichtetheit, nicht in abgeschlossener Selbstgenügsamkeit eines ‚pädagogischen Kastaliens’ , sondern in Aufgeschlossenheit und Offenheit gegenüber dem Bildungsgut in seiner Korrespondenz auf das Leben. Das ist die eine Komponente der Schule – jeder Schule; daneben aber mühen sich Lehrende und Lernende in täglichem Miteinander, den Geist sichtbar werden zu lassen, aus dem Autorität, Verpflichtung und Verant- wortung erwachsen. Wenn mit dieser Erinnerung an die lange Geschichte dieser Schule ein neues, groß- zügiges Schulgebäude bezogen werden kann, dann empfinden Eltern, Schüler und Lehrer mit der Freude darüber zugleich die Verpflichtung, im Geist dieser alten traditionsreichen Ausbildungsstätte weiterzuwirken im lebendigen Bezug zu unserer Gegenwart und in der Wahrnehmung der durch sie gestellten Aufgaben. Möge dieser Arbeit Segen beschieden sein!” Die Festansprache hielt der damalige Präses Thimme. Er zeigte sich beeindruckt von der Einsatzbereitschaft des Lehrerkollegiums, das jahrelang unter äußerst schwie- rigen Bedingungen den Unterricht in unzureichenden Räumen durchgeführt hatte. Im Jubiläumsjahr 1965 unterrichteten 9 Lehrer 196 Schüler in 6 Klassen. Mit Beginn des Jahres 1969 übernahm die Evangelische Landeskirche von Westfalen die Breckerfelder Realschule. Da die Innere Mission Hagen ihrer Struktur nach selten Aufgaben als Schulträger übernimmt, konnte ihre Tätigkeit in Breckerfeld lediglich eine Interimslösung sein. Sie war in Tagen der Not eingesprungen und hatte unter erheblichen Opfern einen modernen Schulneubau erstellt. In diesem Jahr 1969 besuchten 264 Jungen und Mädchen die Brecker- felder Realschule in 9 Klassen. Die ständig ansteigende Schüler- und Klassenzahl in den letzten Jahren beweist wohl am eindrucksvollsten die Existenzberechtigung dieser weiterführenden Schule, die trotz der später eingerichteten benachbarten Realschulen in Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal ihren Aufwärtstrend beibehielt. Mit der wachsenden Schülerzahl wurde das neue Schulgebäude schon bald wieder zu klein, neben den vorhandenen sechs Klassenräumen waren weitere Klassen entweder in Fachräumen oder sonstigen Behelfsräumen untergebracht; die Frage eines Schulerweiterungsbaues wurde akut und damit zogen wieder düstere Wolken über der Realschule Breckerfeld auf. Im Schreiben vom 7. Februar 1973 an den Stadtdirektor der Stadt Breckerfeld teilt der Vorsitzende der Kirchenleitung, Präses Thimme, u.a. folgendes mit: „Die Kirchenleitung ist bereit, außerhalb der verbindlichen Finanzpläne einen Beitrag zur Behebung der akuten Schulraumnot an der Realschule zu leisten, und hat im Zusammenhang mit der geplanten Erstellung eines Erweiterungsbaus folgenden Beschluß gefaßt: Unter Voraussetzung, daß sich die Stadt Breckerfeld mit 50% an den Gesamtkosten beteiligt, wird beschlossen, zur Erweiterung der St. Jacobus- Realschule in Breckerfeld einen Beitrag in Höhe von 273.000,- DM zur Verfügung zu stellen. Mit der Stadt Breckerfeld sollen Verhandlungen aufgenommen werden, die in vertraglichen Regelungen dahin führen, daß keine weiteren Bauten seitens der Lan- deskirche an der St. Jacobus-Realschule durchgeführt werden und daß die Schule in einer Frist von maximal zehn Jahren von der Stadt übernommen wird.“ Diese Nachricht, die ganz plötzlich und ohne vorherige Andeutungen oder Gespräche mit der Schulleitung oder dem Kollegium eintraf, löste in der Schule bei allen tiefe Betroffenheit und Bestürzung aus. Dies umso mehr, als diese Entscheidung nicht Rücksicht genommen hatte auf die Lebensfähigkeit dieser in über drei Jahrhunderten gewachsenen Schule, deren Merkmal es in der Vergangenheit war und in der Gegen- wart ist, evangelisches Glaubens- und Geistesgut weiterzugeben und sichtbar zu machen. Enttäuscht über diese Maßnahme und betroffen davon war ein Lehrerkollegium, das sich oft bis an die Grenze des nur Möglichen für Fortbestand und Weiterentwicklung der Schule eingesetzt und manches an zusätzlicher Arbeit, Entbehrung und Belastung in Kauf genommen hatte; ein Kollegium, das bei der Übernahme der Schule durch die Innere Mission Hagen, ohne an persönliche Folgen zu denken, aus dem beamteten Staatsdienst in ein Angestelltenverhältnis zum neuen Schulträger überwechselte, um die kontinuierliche Unterrichtsarbeit und den Weiterbestand der Schule nicht zu gefährden. Gerade in den letzten Jahren war die Bildungsarbeit in unserem ländlichen Bereich recht erfolgreich und wurde von der Bevölkerung und Elternschaft begrüßt und geschätzt. Das beweist einmal das Wachsen der Schülerzahl bis zu diesem Zeitpunkt auf ca. 350 Schüler und zum anderen die Tatsache, dass aus der Initiative der Elternschaft die Gründung eines Vereins der „Freunde und Förderer der St. Jacobus- Realschule Breckerfeld” erfolgte, der für die Arbeit der Schule ideelle und materielle Unterstützung zugesagt hatte. Es erfolgten Eingaben seitens der Schulleitung und des Kollegiums und eine sich daraus ergebende Diskussion mit der Kirchenleitung; daneben beriet und verhandelte die politische Gemeinde, bis schließlich mit folgendem Schreiben der Kirchen- leitung vom 14. Mai 1973 ein Schlussstrich unter diese Angelegenheit gesetzt wor- den war: „Wie wir Ihnen bereits fernmündlich mitgeteilt haben, hat die Kirchenleitung aufgrund der von dort vorgebrachten Gründe wegen der Übernahme der St. Jacobus- Realschule in die Trägerschaft der Stadt Breckerfeld nochmals beraten. Die Kirchenleitung hat entschieden, die Schule einstweilen in ihrer Trägerschaft zu belassen. Wir müssen jedoch darauf hinweisen, daß, wenn es der Stand der Schulreform erfordert, die Trägerschaft für die St. Jacobus-Realschule von der Stadt Breckerfeld zu übernehmen ist. Im übrigen können wir Ihnen mitteilen, daß die Vorbereitung für den Erweiterungsbau der Schule nunmehr mit Nachdruck von uns betrieben werden wird.” Nachdem mittlerweile die Stadt Breckerfeld ihre Mitfinanzierung am zu errichtenden Klassentrakt signalisiert hatte, stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege. Im April des Jahres 1975 konnte nach einer Feierstunde der für 560.000,- DM errichtete Erweiterungsbau mit sechs neuen Klassenräumen in Betrieb genommen werden. Mit der Übergabe des Erweiterungstraktes erhöhte sich das Raumangebot der Schule auf zwölf Klassenzimmer, sechs Sonderräume, eine Aula sowie die entsprechenden Verwaltungs- und Nebenräume. Der Plan zum Bau einer schul- eigenen Turnhalle konnte aus bautechnischen Gründen leider nicht realisiert werden. Als am 6. August 1979 der Schulleiter Friedrich Recker in den Ruhestand verabschiedet wurde, unterrichteten 21 Lehrer 460 Schülerinnen und Schüler in 16 Klassen. Nach einem halbjährigen Interregnum des Direktor-Stellvertreters Hans-R. Bauckloh trat am 1. Februar 1980 der neue Schulleiter, Herr Günther Halbing aus Espelkamp, seinen Dienst an. In einer Feierstunde aus Anlass seiner Einführung wurden in einem Begrüßungswort der Wunsch des Lehrerkollegiums und die Erwartung zum Ausdruck gebracht, er möge sich einreihen in die Kontinuität unserer bisherigen gemeinsamen Arbeit. Dabei sei keineswegs an „Nur Festhalten” an überlieferten Formen gedacht, sondern auch an ein Offensein für das Neue, wenn es sich als das Bessere erweise. Im Jubiläumsjahr 1985 besuchten ca. 500 Jungen und Mädchen die Schule in 18 Klassen. Sie wurden unterrichtet von 25 Lehrerinnen und Lehrern. Die schon einmal erwähnten „düsteren Wolken” über unserer Schule im Hinblick auf Schulraumnot verdunkelten jetzt allerdings wieder den Himmel. Die nun vorhandenen 18 Klassen wurden unterrichtet in zwölf Klassen- und sechs Fachräumen. Die Schule verfügte derzeit lediglich über einen Fachraum (Physikraum), der nicht zweckentfremdet war.

Die Geschichte der St. Jacobus - Schule in Bildern

Federzeichnung „Altes Schulgebäude” von Christiane Linden

Linolschnitt „Realschule Breckerfeld” von Friederike Schwabeland

Das Lehrerkollegium im Jubiläumsjahr 1985 Obere Reihe von links: Herr Erlenhof, Herr Klein-Waldmann, Herr Gläser, Herr Münnich, Herr Lagemann, Herr Holtsträter, Frau Lerch, Herr Bauckloh, Herr Scholl 2. Reihe von oben: Frau Weuster, Herr Lösenbeck, Frau Kordel, Herr Pühra, Herr Wipperfürth, Frau Lagemann 3. Reihe von oben: Herr Groß, Frau Bruns, Frau Holinski Untere Reihe: Frau Falkenroth, Herr Geilfuß, Herr Joraschkewitz, Herr Halbing Nicht abgebildet: Frau Bauckloh, Herr Bokel, Frau Banning

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